Stage two: The Caravan
Inhaltsverzeichnis
Stage two: The Caravan
Bin ick zum Wandern hier oder zum Laufen?
17.11.19
Distanz: 25 km
Start: 06:30
Was ich wirklich mag am ODM ist die Tatsache, dass wir früh starten, um 06:30, was mir als Frühaufsteherin entgegenkommt. Ich mag das morgendliche Licht und die Stimmung in der kurzen Phase des Sonnenaufgangs wenn alles so mild aussieht. Und natürlich ist es bis 08:00 Uhr von den Temperaturen her angenehm und bis 10 Uhr erträglich, so dass das Laufen in der gnadenlosen Mittagshitze kürzer ist.
Was für uns Westler gewöhnungsbedürftig ist, sind die widersprüchlichen Angaben im Roadbook und im gelegentlich stattfindenden Briefing. Das Roadbook spricht von 20km, tatsächlich werden wir heute aber 25 km vor uns haben und die ersten ‚richtigen‘ Dünen erwarten uns.
Die Markierungen beim ODM werden über große, weithin sichtbare Flaggen vorgenommen, die ca. alle 500 m aufgestellt und im Grunde weithin sichtbar sind (außer der Wind steht gerade so ungünstig, dass man nur den schmalen Mast in der Ferne sieht und nicht den wehenden Stoff). Da es zunächst über kleine Dünen geht sind die nächste und übernächste Fahne gut sichtbar und ist es ein wenig wie eine Schnitzeljagd oder ein Pfadfinderspiel. Was ist der kürzeste, schnellste oder bequemste Weg zur nächsten Flagge? Das mit 50 Leuten besetzte Starterfeld ist recht übersichtlich und die schnellen Läufer geraten rasch außer Sicht, und so finde ich mich – endlich! – alleine in den sanften kleinen Dünen, die wie eine Achterbahn aus Sand immer hoch und runter gehen und hoch und runter und ich gehe hoch und laufe runter, gehe hoch und laufe runter und mache so langsam, aber sicher, Strecke. CP 1: check! Wasser aufnehmen und weiter und durch! CP 2: check, nochmal Wasser auffüllen – oh, diese ‚easy flasks‘ von Raidlight sind einfach Mist! Um nochmal einige Gramm Gewicht zu sparen hat der französische Ultralauf-Ausrüster die weichen easy flasks entwickelt. Leider kann man sie entweder nicht aufschrauben oder nicht vernünftig zuschrauben und sie halten nicht dicht und dann muss man sich fast den Arm ausrenken oder sogar den Rucksack absetzten um sie in den Fronttaschen zu verstauen. Alles nervig und fummelig.
Ich lerne sie während des Rennens hassen. Letztendlich kosten sie mich über das gesamte Rennen mindestens 20 min Zeit und damit verliere ich 2 Plätze im Klassement der Frauen!
Zum Ende der Etappe gibt es, quasi als Vorgeschmack auf die morgige Strecke, schon mal eine größere Düne, die über mehrere Stufen steil ansteigt und viel Muskelkraft erfordert. Als ich im Camp ankomme ist es noch früh, das Zelt ist schon aufgebaut, die Duschen nicht. Eigentlich wollte ich mich frisch machen und auch die Klamotten mal durchziehen, aber der Tanklaster trifft erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein, als ein frischer Wind aufkommt und da mag ich mich nicht mehr duschen und die Wäsche würde auch nicht trocken werden. Ich spendiere mir drei Feuchttücher aus meinem Notvorrat und nachdem wir alle schon im Schlafsack liegen und vergebens auf ein briefing warten welches die Frage klärt ob wir morgen um 08:30 (wie im Roadbook vermerkt) oder um 06:30 (‚normale Startzeit‘, auch im Roadbook, aber an anderer Stelle vermerkt) loslegen, stellt Sune den Wecker auf 05:30, wir machen um halb neun das Licht aus und schlafen.