Nach der erfolgreichen Teilnahme von René, Uwe und mir im letzten Jahr habe ich uns drei als Team Marathon Mülheim gemeinsam in die Verlosung für den diesjährigen Berlin Marathon geschmissen – und wir wurden gezogen und erhielten alle einen Starplatz!
Ich war schon zum Arbeiten in Berlin, René und seine Frau Britta reisten am Freitagmittag an. Wir drei gingen zur Messe, René und ich holten unsere Startnummern ab, checkten die Neuerungen des Marktes (noch ein weiteres neuen Gel konnte uns nicht so recht überzeugen), verbrachten einen kurzweiligen Abend in Mitte und am späten Freitagabend landete auch Uwe, der kurz zuvor aus Südkorea kam und noch etwas vom Jetlag gezeichnet war. Gemeinsam liefen wir am Sonnabend früh noch eine Runde und fühlten uns alle hinreichend fit für den Start am Sonntag.
Am Wettkampftag war der Himmel verhangen und obwohl der Wetterbericht bis zum Nachmittag trockene Bedingungen prognostizierte kam es zu einem leichten Nieselregen. Die Stimmung der Läuferinnen und Läufer blieb davon gänzlich unbeeindruckt. Die Luft war mild, die Temperatur zum Laufen genau richtig und das Gemisch aus erwartungsfrohen Menschen, Musik und Miteinander vor dem Start auf der Straße des 17. Juni berauschend. Läuferinnen und Läufer aus 137 Nationen waren am Start und wir begrüßten einige Nationen auf sehr spezifische Art. Die 55 TeilnehmerInnen aus Island wurde mit dem berühmten Trommeln und ‚HU!‘-Ruf empfangen, es herrschte ausgezeichnete Laune überall und die Freiwilligen, die wie immer in Berlin freundlich und professionell unterwegs waren verfrachteten alle in die entsprechenden Startblöcke. René war mit der 2. Starterwelle um 09:35 los, Uwe und ich gingen um 10:00 Uhr auf die Strecke. Um ein Überqueren der Straße für Fußgänger auf dem Weg zu den Wahllokalen zu ermöglichen wurden die Startzeiten weiter auseinandergezogen als zuvor und es erwies sich als hilfreich; es war nicht ein so enges Gedränge, wie ich es sonst von den ersten Kilometern kannte.
Uwe und ich liefen um die 6 min/km, was sich genau richtig anfühlte. Trotz des etwas schlechteren Wetters waren unglaublich viele Menschen an der Strecke, überall wurde Musik gespielt, kamen anfeuernde Rufe aus der Zuschauermenge oder wollten Kinder sich mit uns abklatschen. Die HM Distanz hatten wir nach 02:06:20 erreicht. Uwe hatte am Tag zuvor Halskratzen gehabt und spürte, dass er nicht komplett fit war, vor dem Anstieg zum Wilden Eber nahmen wir Tempo raus und liefen gemeinsam bis zu dessen Ende. Danach vereinbarten wir, dass ich vorlaufe und jeder sein eigenes Tempo macht. Sofort war ich wieder mit 6min/km unterwegs. Bei Kilometer 30, am Fehrbelliner Platz, wo eine riesige Menge wartete und eine Wahnsinnsstimmung herrschte, reichte mir mein Schwager noch etwas Buffer. Ab hier war ich sicher, ich würde das Ding durchlaufen ohne nochmal zu trinken, ohne Einbrüche oder Irritationen und genau so war es. Ich wusste, dass niemand mehr an der Strecke steht nach dem ich Ausschau halten muss, ich konzentrierte mich ganz auf mich und kam in einen Flow. Das Laufen war nicht anstrengend, ich spulte Kilometer um Kilometer ab, überholte immer mehr Läufer, hörte sie keuchen und nahm wahr, wie ruhig und gleichmäßig mein Atem ging. Vor dem Rennen hatte ich mir als Ziel gesetzt, unter 4h 15 min zu laufen. Aber etwas mehr Tempo hätte mich aus dem Fluß gebracht. Also konzentrierte ich mich wieder einfach nur auf die Straße, meine Beine, meine Füße, meinen Laufrhythmus. Und überholte noch mehr Läufer. Bei Kilometer 40 überrundete ich den Pacemaker von 04:15 und gab etwas mehr Gas, das sollte doch noch klappen mit meinem Vorhaben? Als ich die Straße Unter den Linden erreichte ging ich in den Endspurt und ließ den Puls das erste Mal höher gehen. Im Ziel waren es dann 04:15:24, aber es war mir herzlich egal. Das Rennen war einfach so gut gelaufen – und ich weiß, dass ich es die halbe Minute schneller prinzipiell kann.
Der freundliche Volunteer, der mir am Freitag die Startnummer ausgedruckt hatte überreichte mir die Medaille, freute sich, dass ich so fröhlich aussah und ich wartete im Ziel auf Uwe. Der kam nach 04.34:27 an. Er hatte eine schwere 2. Hälfte, sich aber tapfer durchgekämpft. Von den 43.852 gemeldeten Läuferinnen und Läufern (neuer Rekord bei Deutschlands größtem Straßenlauf!), erreichten 39.109 das Ziel. Mit den TeilnehmerInnen des Inlineskatingwettbewerbs, des Minimarathons, des Bambinilaufs, des Kids Skating sowie der RollifahrerInnen und HandbikerInnen waren es 61.149 Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Ach ja, und nochmal 11.000 am Frühstückslauf.
Es siegte, nicht unerwartet, Eliud Kipchoge aus Kenia in 02.03.32, die Frauenwertung gewann Gladys Cherono (02:20:23), Anna Hahner kam als beste deutsche Starterin auf Platz 5 nach 02:28:32 ins Ziel.
Da René einen unglaublichen Lauf hatte und unerschütterbar sein Ding durchzog, war er nach unglaublichen 03:37:45 am Brandenburger Tor. Und als wir ankamen schon auf dem Weg ins Hotel zu seiner seeehr verdienten heißen Dusche. Deswegen klappte es nicht mit einem gemeinsamen Foto.
Fazit: Alle happy, alle erfolgreich gefinisht, alles gut!
26.07.2017 Dörte Schreinert